Aus dem Graben zum Basic Outfit: der Trenchcoat

Traurigerweise ist neben der Raumfahrt schon seit jeher der Krieg Vater fast aller Dinge, wenn es um Innovationen geht. Bösere Zungen behaupten sogar, dass nur noch das Maschinengewehr, das U-Boot und der Trenchcoat die letzten Überlebenden gewesen wären, wenn der Erste Weltkrieg auch nur 1-2 Jahre länger gedauert hätte … womit wir beim Thema sind: Dem Trenchcoat, dessen Ursprung die meisten trotz seiner Beliebtheit gar nicht mehr kennen.

Mit dem Burberry in die „Trenches“

Wo die Wiege des Trenchcoats liegt, ist bis heute nicht eindeutig geklärt: Einerseits nahm dies ein britisches Unternehmen namens „Aquascutum“ für sich in Anspruch, welches bereits während des Krimkriegs von 1853-1856 Mäntel aus wasserabweisendem Stoff für Offiziere der Krone herstellte. Andererseits geben viele einem gewissen Engländer namens Thomas Burberry hier den Zuschlag, da er im Jahr 1901 dem britischen Kriegsministerium ein Design für einen Offiziersregenmantel anbot – aus einem Stoff, den er selbst erfunden hatte: dem wasserabweisenden, atmungsaktiven „Gabardine“.

Eine Mantelform folgt militärischer Funktion

Fest steht auf jeden Fall, dass die grausamen Existenzbedingungen in den Gräben des ersten Weltkrieges schnell zum Erfolg dieses neuen Kleidungsstückes beitrugen. Einer der größten Feinde neben den Deutschen war nämlich die Nässe in den Gräben, in denen die Soldaten vor den Granaten Schutz suchten: die Feuchtigkeit. Viele Infanteristen auf allen Seiten litten unter „Trench Foot“, einer Fußkrankheit, die durch zu langen Aufenthalt in feuchter, schlammiger  Umgebung und mangelnde Luftzirkulation in den Lederstiefeln hervorgerufen wurde. Zudem waren die Uniformstoffe zu jener Zeit vornehmlich aus Wolle, die sich schnell mit Wasser vollsog und nur langsam trocknete. Da kam der wasserabweisende Trenchcoat wie gerufen: Sein weiter Schnitt ließ das Tragen über der Dienstuniform und Beinfreiheit beim Dienst in der vorderen Linie zu, und eine optional einknöpfbare Fütterung verlieh dem Träger gerade im Winter oft zusätzliche Wärme. Auf seine Schulterklappen konnten die Dienstgradabzeichen aufgeschlauft sowie die Gurte von Fernglas, Gasmaske und Revolver-Fangschnur fixiert werden, und seine D-Ringe aus Metall an den Gürtelschlaufen konnten Feldflasche und Kartentasche aufnehmen. Die Armspangen sorgten bei Kälte für Isolierung des Rumpfes, und der sogenannte „Koller“ (eine zweite Lage Stoff über den Schultern) hielt zusammen mit den sogenannten „Gun Flaps“ (den Brustklappen vorn) Regengüsse und Wind ab – ebenso wie der weite Kragen, wenn er hochgeschlagen und mit einem Sturmriemen fixiert wurde. Gleichzeitig hatte der Coat mehrere Öffnungen zur Luftventilation. Einschlägige Anzeigen in den Tageszeitungen Großbritanniens trugen dann ihr Übriges zum Erfolg des zweireihigen Grabenmantels bei, und schon bald begann der Siegeszug des Kleidungsstücks bei den britischen Frontoffizieren in Frankreich. Diese mussten den Trenchcoat zunächst privat beschaffen und aus eigener Tasche bezahlen, wie übrigens viele andere Ausrüstungsgegenstände auch, denn er war kein Teil der offiziellen Uniformausrüstung. Und als der Krieg endlich zu Ende war, nahmen ihn viele der überlebenden Kriegsteilnehmer mit zurück ins Königreich – wo er dann seinen Siegeszug im Zivilleben fortsetzte.

Stil-Ikone im Kulturkanon

Nach dem Ende des ersten Weltkrieges und während des nächsten fand das wetterfeste Kleidungsstück seinen festen Platz in Mode und Kultur – vor allem durch das Kino, beispielsweise in den vielen Krimis der „Schwarzen Serie“ des US-amerikanischen Kinos der 40er Jahre des letzten Jh. Am bekanntesten aber ist wohl sein Auftritt in dem Filmklassiker „Casablanca“, wo er Humphrey Bogart zu seinem markanten Image mit verhalf. Generell wurde der Trenchcoat nun zu einem Stoff, der Geheimagenten und Privatdetektive gleichermaßen auf der Leinwand, auf Groschenheften und später auf den Röhrenbildschirmen der Schwarzweißfernseher sofort als solche entlarvte. Ob nun ein unterkühlter Protagonist  wie Alain Delon in „Der eiskalte Engel“, ein komödiantischer wie Peter Sellers als „Pink Panther“ oder ein preußisch-korrekter wie Horst Tappert im „Derrick“: Stets vermutet der Zuschauer bei der Kombination von Hut und Trenchcoat Sinisteres im Sinn und einen .45er-Colt oder eine Walther PPK in der Manteltasche. Daneben fand der Mantel in den letzten Jahrzehnten auch sein Entrée in die Popkultur und auf den Laufsteg: So war der Trench in den „Swinging Sixties“ bei den englischen Mods als Alternative zum Parka äußerst beliebt, und in letzter Zeit erlebte der Klassiker eine Wiedergeburt als „Must-have“ für Frauen in der kommerziellen Modeszene.