Ob Dockarbeiter, Mod, Skinhead, Punk oder Gothic: Seit 1960 haben Doc Martens Boots ein Image erhalten, das seinen Ursprung in Deutschland, den Londoner Docklands und den Pubs der Arbeiterklasse hatte – und seitdem durch die jugendlichen Subkulturen Europas meandert. Heutzutage hat Marke den Sprung in die jüngere Mode-Generation geschafft – ohne ihre Wurzeln zu verleugnen.
„The German Inventor“: ein gewisser Doktor M.
1945 kurz nach Kriegsende war es, als der deutsche Arzt Dr. Klaus Märtens den Prototyp des Doc Martens‘ Stiefel ersann und das erste Modell mit luftgepolsterter Sohle von Hand fertigte. Je nach Quellenlage sollen ihn die harten Gummisohlen seiner damaligen Arbeitsstiefel oder aber eine schuhbedingte Verletzung nach einem Skiausflug auf die Idee gebracht haben. Schon bald tat er sich mit seinem alten Freund aus Studienzeiten, Herbert Funck, zusammen, und bereits 1947 begannen die beiden mit der Schuhproduktion in der Nähe von München. Zu den ersten Materialien, die verarbeitet wurden, gehörten unter anderem Gummi aus Ex-Luftwaffebeständen (für die Sohlen), Epauletten (für die Einlagen) sowie das Leder von ausgedienten Offiziersreithosen (für das Obermaterial). Bereits in den fünfziger Jahren konnte das Duo seine Schuhe in über 200 Varianten an die Nachkriegsdeutschen bringen, und 1959 bewarben die beiden Ihre Schuh-Idee erstmals in internationalen Magazinen.
Von Dr. Märtens zu Doc Martens
Ein Schuhfabrikant aus den britischen Midlands war es, der durch die Anzeige im „Shore & Leather Magazine“ neugierig wurde. Bill Griggs war Geschäftsführer der in Northampton ansässigen, traditionsreichen Schuhfirma „Griggs und Co.“ Das neuartige Konzept mit der luftgepolsterten Sohle passte ihm genau ins Konzept, denn der englische Schuhmarkt war hart umkämpft – und mit der „Air-Cushioned Sole“ hatte Griggs ein Produkt mit einem Alleinstellungsmerkmal, das ihm einen attraktiven Marktanteil sichern konnte. Er sicherte sich die Produktionsrechte für die weichen Sohlen von Dr. Märtens, kreierte den Markennamen Doc Martens sowie den Slogan „With Bouncing Soles“.
Am ersten April 1960 wurde mit der Produktion der Doc-Martens-Arbeitsstiefel begonnen – der Rest ist (Schuh-)Geschichte.
Mit der Rock- und Gegenkultur schritthaltend
Die vielleicht erste subkulturelle Gruppe, mit man mit den Schuhen im Springerstiefel-Look und der säureresistenten Sohle assoziiert, waren die Suede- oder Skinheads. Gegen Ende der Sechziger waren viele von Ihnen in den Londoner Docklands als Hafenarbeiter beschäftigt, wo sie durch die Frachter aus Jamaika Ska und Rocksteady kennenlernten. Die sich zunächst in politischer Hinsicht lediglich als Arbeiterklasse verstehenden Skinheads tanzten in ihren Working Class Clubs und Pubs zu Reggae- und Ska-Rhythmen und behielten dabei ihre Doc Martens Working Boots einfach an – so wurde der Schuh fester Bestandteil des Skinhead-Looks. Später waren es dann Vertreter der Rockmusik, die mit dem Tragen ihre Nähe zur britischen Arbeiterklasse dokumentieren wollten – unter Ihnen auch Pete Townshend von „The Who“. Auch die britischen Punks machten die Boots zum Teil Ihres provokanten, nonkonformistischen Outfits, gefolgt von den Protagonisten der „Gothic“-Bewegung in den Neunziger Jahren.
Heute ist die Marke Doc Martens immer noch fester Bestandteil der mehr oder weniger subkulturellen Jugendkultur – mit traditionellen Boots wie dem Modell “1460“ ebenso wie mit neueren, modischeren Design-Modellen für die jüngere Generation.
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