Arthur Miller ist einer der ganz großen Schriftsteller. Schon bevor er durch die Ehe mit Marilyn Monroe, dem größten Sexsymbol des 20. Jahrhunderts, die Klatschspalten füllte, gewann er mit nur 33 Jahren den Pulitzer Preis für „Tod eines Handlungsreisenden“. Marilyn beging nach der Ehe Selbstmord, Miller heiratete eine Fotografin und schrieb bis kurz vor seinen Tod weiter.
Arthur Miller ist groß, dünn, fast schon ein wenig unbeholfen, oft im Anzug und trägt eine dicke schwarze Brille. Er ist nicht der Mann, den sich ein Teenager als Poster über das Bett hängt, er ist der Mann, dessen Worte die junge Literaturstudentin in der Tasche trägt und bis spät in die Nacht verschlingt. Er stellt alte Werte in Frage, verteufelt den Konsum und plädiert für die Verantwortung eines jeden Einzelnen.
Arthur Miller führt ein in die gehobene Gesellschaft
Miller wird 1915 in eine jüdische Familie in NYC geboren, 1934 studiert er erst Journalismus, wechselt aber zwei Jahre später zum Fach Anglistik, da er für sein Stück „No Villain“ einen Award gewinnt. Bereits mit 33 Jahren, also 1949, erhält er den Pulitzer Preis für das Drama „Tod eines Handlungsreisenden“. Der bekennende Kommunist kritisiert darin die Idee, dass jeder seines Glückes Schmied ist. Die Hauptfigur zahlt mit dem Leben, weil er sich nicht vom Amerikanschen Traum lösen kann. 1940 heiratet der Schriftsteller das erste Mal und bekommt zwei Kinder, die Ehe beginnt zu scheitern, als er über Elia Kazan (bedeutender amerikanischer Regisseur und Schriftsteller) Marilyn Monroe kennen lernt. 1956 heiratet er den Hollywood Star und ist von nun an nicht nur Teil von Buchläden, sondern auch von Frauenmagazinen.
Das perfekte Paar
Marilyn Monroe, die eine eher schlechte Bildung genossen hatte, fühlte sich von der Intelligenz Arthur Millers angezogen. Er soll ihr viel Wissen vermittelt und eine neue Welt eröffnet haben. Im ungewollten Gegenzug musste er sich mit den Begleiterscheinungen der Filmwelt aueinandersetzen. Ein wenig wirkt es als hätte ein liebenswürdiger Nerd die Schönheitskönigin geheiratet. Doch die beiden wollten vor allem eine normale Familie gründen. Marilyn Monroe wuchs quasi als Waise auf und wünschte sich immer Kinder. Während ihrer Ehe mit Miller hatte sie drei Fehlgeburten, wohl ein Teil des Grundes, warum die Ehe scheiterte. Miller sagte später dass Marilyn Monroe eine sehr selbstzerstörerische Person war und er die ganze Zeit während der Ehe versuchte, ihr zu helfen, aber scheiterte. Sie trennten sich fünf Jahre nach der Heirat und Miller heiratete Inge Morath, eine österreichische Fotografin, mit der er bis zu ihrem Tode zusammen blieb. Marilyn Monroe allerdings brachte sich ein Jahr nach der Scheidung um.
Die Werke von Miller
Miller schrieb auch Drehbücher für Filme, zum Beisipiel „The Misfits“, der Monroes letzter Film werden sollte. Über die Dekaden gab es immer Lob der Kritiker, die Zuschauer allerdings entdeckten Miller immer phasenweise für sich, sodass auch „Tod eines Handlungsreisenden“ gut und gerne 30 Jahre nach Ersterscheinung ein erneutes Hoch erleben konnte. 1985 wurde das Stück mit Dustin Hoffman und John Malkovich verfilmt. Wichtig sind unter anderem „The man who had all the luck“, „Ein Feind des Volkes“ (Filmadaption des gleichnamigen Theaterstücks von Henrik Ibsen durch Miller, mit Steve McQueen), „Hexenjagd“ (verfilmt mit Daniel Day-Lewis) und „Der Preis“, aus letzterem Werk stammt das berühmte Zitat über unseren Kaufwahn. Miller schreibt: (…) Die Hauptsache heutzutage ist shopping. Vor Jahren, wenn jemand unglücklich war, nicht wußte, was er mit sich anstellen sollte, dann ging er in die Kirche, begann eine Revolution — irgendwas. Wenn du heutzutage unglücklich bist? Du weißt nicht wieso? Was ist die Erlösung? Geh shoppen.“ Seine Stücke handeln von zerrütteten Familien und Träumen, von Illusionen und Realität und der Diskrepanz dazwischen. Er möchte dass jeder Verantwortung übernimmt, so sagte er auch, dass es die Aufgabe des Künstlers ist, die Menschen daran zu erinnern, was sie sich entschlossen haben zu vergessen.
Erst nach seinem Tod 2005 kam heraus, dass er einen weiteren Sohn mit seiner dritten Ehefrau hatte, bekannt war nur die Tochter Rebecca. Der Sohn hat das Down-Syndrom und wurde früh in einem Heim untergebracht. Miller soll ihn selten besucht haben. Die Medien griffen die Idee der Verantwortung, die Miller propagierte, zusammen mit der „Abschiebung“ seines Sohnes auf und kritisierten die Ironie an der Sache. Welche Motive genau Miller verfolgte, ob er überfordert war oder den Sohn schützen wollte oder wirklich vor der Verantwortung weggerannt ist, das werden wir wohl nicht mehr erfahren. Trotz alledem ist und bleibt Miller einer der größten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.
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