Jeff Goldblum ist mehr als die Fliege

In Independence Day spielt er den liebenswerten Umweltschützer, der den Müll auch im Angesicht des Todes trennt, in Jurassic Park hasst er es, immer recht zu haben. Der schlacksige große Mann, der trotzdem Eleganz ausstrahlt, ist vor kurzem 60 geworden. Ganz nach vorne in die A-Liga der Schauspieler ist er bisher aber nicht gekommen.

Jeff Goldblum wird älter, seine Freundinnen nicht. Ob die 35 Jahre jüngere Schauspielerin Tania Raymonde, eine ehemalige Olympia-Turnerin oder ein Model aus der Zeitungs-Imperium-Familie Hearst, Hauptsache das weibliche Wesen neben ihm ist zwischen 21 und 29 Jahre alt. Jeff Goldblums Rollen werden besser, seine Frauen immer jünger.

Die Fliege und der nackte Jeff Goldblum

Jeff Goldblum hat sich ganz schön lange mit ganz schön dämlichen Filmen die Zeit vertrieben. Da wäre „Earth Girls Are Easy“ mit einem sehr jungen Jim Carrey, ein Wahnsinns 80s Streifen, der mit genug Alkohol sicherlich zu Lachkrämpfen führt. Die Verkleidungen der drei jungen Herren aus dem All sind so schlecht, dass der Zuschauer sich fremd schämt und gleichzeitig vor Lachen schüttelt. Schade ist, dass Jim Carrey so wenig zur Geltung kommt, kann man seine Genialität doch schon durchschimmern sehen.

Wenn man sich den Lebenslauf von Jeff Goldblum so anguckt, dann ist er mit dem Ruhm gewachsen, hat sich verändert, vor allem seinen Lebensstil in Bezug auf Frauen. Sehr früh und sehr jung hat er das erste Mal geheiratet, eine unbekannte Schauspielerin, sechs Jahre hielt die Ehe.

In „The Big Chill“, der so etwas wie „The Breakfast Club“ für noch eine ältere Generation ist, kam 1983 ein kleiner Durchbruch für den Schauspieler mit russischen und österreichischen Wurzeln. Er war zwar der sex-besessene Journalist, der keine Frau abkriegt, doch neben Kevin Kline und Tom Berenger hatte er zumindest den Eintritt in die große Hollywood-Welt geschafft.

1986 war es dann so weit, der Film, der ihn endlich bekannt machen sollte und ihm auch eine neue Ehefrau bescherte, kam in die Kinos. In dem Film „Die Fliege“, spielt er die Hauptrolle, kriegt das Mädchen Geena Davis (auf der Leinwand und auch abseits davon) und kann sich ab sofort bessere Rollen aussuchen. Die Familie Davis-Goldblum existierte von 1987 bis 1990. Bis zur Trennung drehten sie drei Filme zusammen, gerne auch waren sie das Pärchen, ob er als Fliege oder Alien, sie als Dummchen oder schlaue Journalistin, dann war auch diese Episode vorbei.

Der große Nerd wird zum Sexsymbol

Plötzlich sahen die weiblichen Zuschauer den durchtrainierten Körper im Film „Die Fliege“ und nicht mehr das durchgeknallte Kostüm. Seine Klavierkünste wurden in diversen Filmen mit eingebaut und das exzentrische seiner Person war plötzlich cool und nicht mehr freaky.

Doch in der A-Liga in Hollywood war er plötzlich wieder die zweite Geige. Jeff Goldblum ist wohl ein harter Fall von „Type Casting“. Auch Harvey Keitel, George Clooney und viele andere Schauspieler müssen sich damit herumschlagen. Der schlaue, jüdische Mann, adrett und eher intellektuell angehaucht, zieht sich durch seine Filmkarriere. Er ist der Nerd, aber auf eine sympathische und auch emotional schlaue Art und Weise, der beständige Mann, der sich nicht gleich von ein paar grellen Lichtern blenden lässt. Und genau diese Rolle sollte ihn so richtig berühmt machen.

Der Superheld Goldblum trägt Anzug und Hornbrille

Seine Karriere verzeichnete in den 90ern zwei Höhepunkte. Beide Male war er der unkonventionell anders Denkende, in Independence Day spielte er neben Will Smith den Umweltschützer (der natürlich vorher weiß, wie die Sache enden wird und natürlich glaubt ihm erstmal niemand) und in Jurassic Park den Chaostheoretiker Dr. Ian Malcolm. Sein Rollenklischee des weisen Wissenschaftlers fasst eine Aussage zusammen, die sein Charakter Dr. Ian Malcolm im ‚Dinopark‘ trocken zum besten gibt: „Ich hasse es, immer recht zu haben.“

In Jurrasic Park gibt es ein paar Szenen, die bekannt geworden sind unter Jeff Goldblum Fans. Er wird immer mal wieder mit halb offenem Hemd oder nacktem Oberkörper gezeigt, so liegt der von einem Dino verletzte Goldblum lasziv mit viel nackter Haut im Film herum, ohne irgendeinen klar erkennbaren Grund. Da war den Machern schon klar, was die Frauen sehen wollen.

Fliegen, Aliens, Dinos, Frauen, Frauen, Frauen

Eine weitere Szene ist die Verführung der weiblichen Hauptrolle (gespielt von Laura Dern) mit einem einzigen Wassertropfen. Im Film ist die Blondine bereits vergeben, im echten Leben hat Jeff das Herz der Dame gewonnen, ob da auch Wassertropfen im Spiel waren, ist nicht bekannt. Laura Dern und der große Mann hielten es vier Jahre miteinander aus, bis 1996 waren sie liiert und sogar verlobt, dann verließ sie ihn für Billy Bob Thornton (und Thornton verließ sie wiederum ein paar Jahre später für Angelina Jolie, die ihn wiederum ein paar Jahre später für… naja usw. usf.)

Jedenfalls schien ihm seine große Karriere ab da erstmal zu reichen, ebenso mit Verlobungen und Hochzeiten. Er spielte immer kleine Nebenrollen und hatte Beziehungen, die ebenso nebensächlich erschienen. Seine Film-Charaktere waren er: Exzentrisch und Frauen-affin. Ob mit Schokoriegel auf dem Laufband in „The Switch“ (ein grottenschlechter Film bloß nicht gucken!), als zynischer Nachrichtenboss in „Morning Glory“, als Alistar Hennessey in „The Life Aquatic With Steve Zissou“, er war groß, Dandy-like gekleidet und gerne in der Nebenrolle. Dann spielte er auch Theater, gerne in London, und gründete eine Schauspielschule und spielte so oft er konnte Jazz, er tritt auch regelmäßig mit seiner Band auf, spielt Klavier und singt sogar.

Je älter desto besser

Vielleicht hat es ihm gereicht, vielleicht wollte er gar nicht ganz nach oben. Vielleicht aber ist die Zeit einfach noch nicht reif gewesen. In „Adam resurrected“ spielt er einen Cabaret-Star aus Berlin, der samt Familie in ein KZ gebracht und dort von einem Nazi als Hund gehalten wird. Der Film war sehr ambitioniert, eine Tour de Force für den Schauspieler, allerdings hat das Gesamtbild nicht gestimmt. Doch klar war, dass Goldblum nach mehr strebte, mehr wollte, mehr Inhalt, größere Herausforderungen. So ganz hatte er die Schauspielerei wohl doch nicht abgeschrieben, obwohl er von sich sagt, dass er Musiker geworden wäre, wenn das mit der Schauspielerei nicht geklappt hätte.

Jetzt ist er 60 geworden und hat eine Freundin, die über 30 Jahre jünger ist. 60 Jahre sind in Hollywood für einen Mann nicht unbedingt ein Todesurteil, wir denken an Geschichten wie die von Mickey Rourke, frei nach dem Motto ‚Totgesagte leben länger‘. Hellen Mirren begann erst mit 40 ihren großen Aufstieg. Er hat eine harte Fangemeinde, die gerne auch darüber schreiben und bewerten, wie hoch die Goldbluminess eines Films ist, immer auf die Klaviereinlage und das geöffnete T-shirt warten und die sogenannten staccato Sätze (Life, uh, finds a way.) ebenso lieben wie seine „freakigen Augen“.

Der Tag könnte deshalb kommen, an dem Jeff Goldblum endlich die Superhelden-Hauptrolle erhält, seine Fans sind überzeugt, dass er es in den Schauspiel Olymp schaffen wird. Mit schwarzer Hornbrille, als Ex-Wissenschaftler natürlich. Im Gegensatz zu Goldblum haben seine Fans nämlich kein Problem damit, recht zu haben.

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