Wir hatten es bereits angekündigt – jetzt liegt das neue Männermagazin „Tweed“ am Kiosk. Stolze 9,80 Euro sollen wir dafür hinblättern. Lohnt sich die Investition?
Gefreut hatten wir uns ja auf eine Alternative zu „Playboy“, „GQ“ und Co., aber wir wurden wieder einmal ein wenig enttäuscht. Dem Heft gehen eine Menge typisch britischer Eigenheiten ab, von Humor bis Understatement. Schon das Cover vermittelt eine gewisse Kühle, wirkt alles andere als einladend: Unfreundlich starrt uns ein Model im nadelgestreiften Zweireiher an, der dazugehörige Artikel verspricht, uns die besten Maßschneider Deutschlands zu präsentieren. Na ja. Immerhin erfährt man hier, dass man in Deutschland zwar so viel Geld ausgibt wie in der Savile Row, aber der dort gewohnte Standard nicht erreicht wird. Liest sich gut, ist aber auch nicht wirklich neu, diese Erkenntnis. Dass sich andere Artikel wie maßgeschneiderte Werbung lesen, ist ja typisch für Männermodemagazine, ein Schuft, wer hier vermutet, dass Artikel und verkaufte Anzeigen in irgendeiner Verbindung zueinander stünden.
Lustiger ist da ein Artikel, der uns vermitteln soll, dass Schuheputzen tatsächlich Spaß machen kann. Schön zu lesen, mit welcher Präzision sich manche Männer ihren Tretern widmen. Aber, na ja, eben auch nicht neu. In dieser Tonalität geht es dann auch immer weiter: Anzüge, Autos, Accessoires, Hauptsache teuer. Ob das jetzt wirklich very british ist? Ich möchte meine Zweifel anmelden. Ob das viele Leser finden wird? Auch da bin ich mir nicht sicher. Wer sich für diese Spielart britischen Stils wirklich interessiert, der ist doch längst Abonnent der britischen „GQ“ (kein Vergleich zum spießigen deutschen Ableger) oder der britischen Ausgabe des großartigen „Esquire“. Hier bekommt man wirklich viel für sein Geld ¬– Tipps, Spaß, Sex, Intelligenz, Geschmack …
Trotz aller Kritik geben wir die Hoffnung nicht auf. Und weil jeder eine zweite Chance verdient hat, werden wir auch die nächste Ausgabe von „Tweed“ kaufen. Und wenn wir sie nur als Unterlage zum Schuheputzen benutzen …
Screenshot: www.tweedmagazin.de
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