Wer in den 60ern als Kind vor dem Schwarzweiß-TV seiner Eltern saß, der wurde beim Warten auf „Dick und Doof“ Freitag Abends um 18 Uhr 20 unter Umständen durch einen für die Zeit ungewöhnlich martialischen Werbespot verschreckt: Eine mit einer Armbanduhr als Schlagring bewehrte Männerfaust durchschlägt scheinbar den Bildschirm – dazu der Slogan: „Wir machen Ernst“. Der Hintergrund: Die Timex Corporation schickte sich an, den deutschen Armbanduhren-Markt kräftig aufzumischen.
Mickey Mouse und Wasserbäder
Die Timex Corporation konnte in den 60ern bereits auf eine lange, erfolgreiche Tradition zurückblicken: Nachdem er 1940 vor den Nazis nach Amerika flüchtete, stieg der Norweger Joakim L. Lehmkuhl in eine kleine Uhrenmanufaktur in Waterbury im US-Bundesstaat Connecticut ein, die bereits erste Erfolge mit Armband- und Taschenuhren aufweisen konnte, unter anderem 1933 mit einer Mickey-Mouse-Uhr für Walt Disney. Nach dem Aufstieg zum Unternehmenschef arbeitete Lehmkuhl konsequent weiter an der Standardisierung und industriellen Fertigung seiner Uhrenmodelle. Weniger als 20 Jahre später beherrschte Timex fast die Hälfte des amerikanischen Uhrenmarktes, und wappnete sich für den Marketing-Sprung nach Europa – mit einer Werbekampagne, die mit dem oben zitierten TV-Spot glänzte und auch am Point of Sale konsequent die Robustheit der Uhren pries. So wurden die elektrischen Armbanduhren von Kaufhausdächern geworfen und in kochende Wasserbäder gesteckt. Und siehe da: In den günstigen, industriell gefertigten Gehäusen tickte es (meistens) weiter.
Robustheit und digitale Intelligenz
Nach einer Absatzkrise im Uhrengeschäft wandte sich Timex zu Beginn der 80er der neuen Computerbranche zu und brachte als Lizenzversion des Sinclair Z81 den Timex Sinclair 1000 heraus. Danach rückte die Produktion von Uhren wieder in den Vordergrund, und die Marke Timex fand wieder den Weg zurück ins Uhrengeschäft. Neben der Produktion von Armbanduhren für Modemarken wie Guess oder Versace setzt Timex bei seiner eigenen Produktlinie heute ganz auf Innovation: „Intelligent Quarz“ heißt das Zauberwort, das Funktionen wie den Ewigen Kalender, Fly-back Chronograph, Kompass, Höhenmesser, Tiefenmesser und Thermometer ermöglicht. Das Know-how der innovativen Technologie kommt dabei heute aus dem heimischen Pforzheim, und das Design der Uhren aus der Modemetropole Mailand.
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